Sommercamp 2024: Unser Bewässerungsteich bekommt einen Steg!

In den letzten Tagen hat sich das Aussehen unseres Bewässerungsteichs verändert. Viele fleißge Helfer haben gebuddelt, gesägt, gefegt und geschraubt. Im Uferbereich ist die schwarze Teichplane eingegraben worden und der obere Teil kann nun von Pflanzen bewachsen werden. Und es gibt einen großen neuen Steg. Die Badesaison kann also beginnen!

Reise zum Grund eines Teiches

Beim diesjährigen Sommercamp am Örkhof entsteht Raum für die Beschäftigung mit Wasser und, als Hauptprojekt, für den Bau eines Holzstegs am Teich. Verköstigt werden wir von den fürsorglichen Menschen, die auch für die anderen Hofbewohner täglich das Mittagessen kochen und beschenkt von Pia M. mit willkommenen Nachmittagsüberraschungen. Herzliches Dankeschön!
Die gemeinsame Zeit beginnt mit der Erkenntnis, dass der Teich zum Arbeiten leer sein muss – es gibt gar kein Wasser beim Wasser-Camp, stattdessen 10cm tiefen Schlamm. Hier schwimmt also der Bodensatz des Bewässerungsteiches und der ihn umgebenden Pflanzen und in ihm schwimmenden Wesen. Ihn gilt es, mit Besen, Schaufeln, Eimern und Gemüsekisten in einer Kette von Hand zu Hand nach oben ans Ufer auf einen Haufen zu schaffen. Dabei begegnen wir einander (manche Menschen kennen sich schon) und begegnen auch einer unerwarteten Fülle an sich windendem braun-orangem und hellbeige-gepunktetem Leben, das da in Molchform nach Dunkelheit und Wasser sucht und sich noch in die letzten Folienfalten verkriecht. Gemeinsam mit Aramin und Margô, in leitender Funktion als Retterin der Molche, füllen wir Eimer um Eimer mit weit über 100 Molchen, und pilgern mehrmals zum alten Teich hinüber zur artgerechten Umsiedlung dieser kleinen Schwanzlurche. Hier zeigt sich, wie wir Menschen, wenn wir das Wasser mittels Folien aus dem natürlichen Kreislauf trennen, die Verantwortung für seine reinigende Funktion übernehmen und den Grund des Teichs selbst aktiv von sich zersetzendem organischen Material befreien müssen. Wir fragen uns, an welchen anderen Stellen das Teichwasser noch mit seinen benachbarten Elementen verbunden ist? 

Um den Teich herum wird ein Graben gezogen, um die verlegte Teichfolie, das darunterliegende Vlies und die Naturfasernetze, die die spätere Uferbepflanzung halten sollen, einzugraben und so fest zu verankern. Neben dem leeren Teich entsteht bereits das Hauptprojekt dieser vier Tage: Hier arbeiten zwei Menschen an der Konstruktion des Stegs und zimmern dafür auf zwei improvisierten Werkbänken die Holzteile aus heimischer Lärche und Eiche zusammen. Wir ahnen bald, dass das Ausmaß des Stegs unsere anfängliche Vorstellung von seiner Beschaffenheit, den notwendigen Arbeitseinsatz sowie den Materialfundus übersteigt. Wir müssen unsere Konzepte loslassen und uns der Kraft überlassen, die den Arbeitsprozess sowie die zwischenmenschlichen Prozesse um ihn herum lenkt: dem Fluss des Lebens. Dieser schenkt uns dann auch unerwartet weitere Arbeitskräfte und immer neue Energie von Menschen, die bis zum letzten Tag noch dazustoßen, um uns zu unterstützen. Beim Aufstellen des Stegs schließlich, nachdem er in zwei Teilen auf den mit Sand und Vlies vorbereiteten Teichgrund getragen und auf seine steinernen Füße fixiert wurde und die Pfosten zur Uferbefestigung im Boden verankert sind, werden alle am Hof verfügbaren Menschen zusammengerufen, um in einem gemeinsamen, wohlbemessenen Atemzug ihre Kräfte zu bündeln und die etwa 200 Kilo an ihren vorgesehenen Ort zu schieben, zu ziehen, zu ruckeln, zu korrigieren und zu fixieren.
Die Bewegung, die die Gruppe durchdringt, gleicht ebenfalls einem Fluss, der im Vorbeiziehen Menschen am Wegesrand in sich aufnimmt und andere ihrer Wege ziehen oder in stillen Becken ruhen lässt.
Der Wasser-Dankesplatz, den wir zu Beginn neben dem Teich aus wasserfarbenen Tüchern und Kerzen geschaffen haben, und der sich im Laufe der Tage mit vielen bunten Gaben wie Muscheln, Steinen, Blumen, Bildern, Tonfiguren u.a. füllt, wird zugleich ein Ankerplatz für unsere stetig sich wandelnde Gruppe. Hier singen wir und (ver-)sammeln uns, reden über uns und das Wasser, begrüßen und verabschieden uns... und stärken uns nebendran am abendlichen Feuer mit Rührei und Abendbrot, Liedern und Gesprächen.
Dem Wesen des Wassers zu begegnen, seine Essenz zu ergründen, das versuchen wir im Gestalten, im Tun und auch im Redekreis oder schweigend. Und obwohl wir das Wasser hauptsächlich in seiner Abwesenheit erfahren, zeigen sich uns, vielleicht umso mehr, seine Qualitäten: das lebenserneuernde Reinigen, das alles Durchdringen und zu Vertrauen einladende in Bewegung Bringen, aber auch das sich Sammeln und Verankern im Wesenskern, das tiefe Ruhen, für das uns im Alltag oft der Raum fehlt, und das Begegnen und Verbindung Schaffen, zwischen Mensch und Mensch oder zwischen Molch und Mensch, das Fließen zueinander hin, mit- und ineinander.
Und so wie die Arbeit am dunklen Grund des Teichs beginnt, so endet sie auch im Dunkeln, am Samstagabend, als wir kaum noch die Werkzeuge in der Wiese sehen können, und wirkt still in uns nach...
„Mitgeschwommen“ sind über längere oder kürzere Strecken: Thade, Christina, Dieter, Ina, Jesse, Kiomi, Leonhard, Claudio, Dorothea, Helmut, Anna und viele Örkhofbewohner.